Großalarm bei Brand in Galvanikfirma
Erstmals nach der Einstellung des Warndienstes heulten am Samstagabend wieder die Sirenen in Balve und Neuenrade mit auf- und abschwellendem Ton: Katastrophenalarm. Für die Bevölkerung heißt das: Fenster und Türen geschlossen halten, nicht auf die Straße gehen, Radio einschalten.
Zu dieser drastischen Maßnahme sahen sich die Verantwortlichen veranlasst, nachdem es in der Galvanikfirma Muschert & Gierse in Küntrop am späten Sonntagnachmittag nach Explosionen zu einem Großfeuer kam, bei dem die Flammen rund 50 Meter hoch aus dem Dach schlugen und eine riesige Rauchwolke bis nach Balve zu sehen war. Feuerwehren aus sämtlichen Nachbarstädten wurden alarmiert.
Knapp zwei Stunden später wurde per Zugalarm durch die Leitstelle auch das THW Balve zur Unterstützung hinzugezogen. Innerhalb 45 Minuten waren 26 Helferinnen und Helfer in acht Fahrzeugen am Einsatzort. Fachberater und Baufachberater unterstützten die TEL.
Die Einsatzaufgaben für das THW waren die Erkundung und späterer möglicher Abriss einer Verbindungsbrücke zwischen zwei Gebäudeteilen. Da hier die Arbeiten nur von Atemschutzgeräteträgern (AGT) ausgeführt werden durften, wurden weitere AGT aus den Ortsverbänden Halver, Lüdenscheid und Iserlohn angefordert.
Zusammen mit den Feuerwehrkameraden wurden die Brandnester gesucht und abgelöscht, so dass letztendlich ein kompletter Abriss nicht erforderlich war. Trotzdem musste die Metallverkleidung entfernt werden und da leistete die inzwischen aus Lüdenscheid eingetroffene Rettungskettensäge wertvolle Dienste, alles unter Atemschutz. Inzwischen waren auch die anderen Ortsverbände eingetroffen, so dass das THW auf insgesamt 16 AGT zurückgreifen konnte.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, die Treibstoffversorgung für alle Einsatzkräfte sicher zu stellen. Daher wurden zunächst alle leeren Kanister eingesammelt und wieder aufgefüllt. Zudem wurde am ELW 2 eine Tankstelle eingerichtet, an der die Kräfte Spritkanister holen konnten. Rund 700 Liter wurden so ausgegeben.
Nachdem die meterhohen Flammen immer kleiner wurden leuchtete das THW Balve zudem einen dunklen Bereich auf der Rückseite aus. Rund 15 000 Watt an Beleuchtungsstrahler wurden aufgebaut und erhellten so die Umgebung.
Nach der Einsatzleiterbesprechung um 3 Uhr in der früh war klar, dass alles unter Kontrolle war und Einsatzkräfte abgezogen werden konnten. Gegen 4.30 Uhr war ein Großteil der Helfer wieder in Unterkunft. Doch just zu diesem Zeitpunkt traf die Anforderung der Firma Muschert & Gierse im Rahmen einer Hilfeleistung im Zusammenhang mit einer Anforderung, aber außerhalb der Amtshilfe, ein. Das Logistikzentrum sollte mit Strom versorgt werden, damit die Lagerbestände ausgeliefert werden konnten.
Erneut fuhren Helfer mit dem 160-kVA-Aggregat nach Neuenrade und die THW-Fachleute schlossen im Zusammenspiel mit dem Hauselektriker das Aggregat an. Um 8 Uhr konnte daher mit der Arbeit in diesem Betriebsteil begonnen werden.
Am Montagnachmittag rückte das THW Balve dann erneut auf Anforderung der Feuerwehr aus und half bei Aufräumarbeiten mit. Schläuche wurden zusammengerollt und verlasen. Knapp 400 Schläuche, die deutliche Mehrzahl waren B-Schläuche, wurden verladen und in das Logistikzentrum der Feuerwehr nach Iserlohn gebracht.
Nach dem Reinigen der Arbeitsgeräte, besonders der Kabel, die bei einem ph-Wert von 12-14 im Löschschaum lagen, am Dienstagabend und der abschließenden Einsatzbesprechung konnte der bislang größte und längste Einsatz im heimischen Raum erfolgreich abgeschlossen werden.
Ein paar statistische Zahlen:
Helferinnen und Helfer OV Balve: 26 (davon 6 AGT)
OV Lüdenscheid: 13 (davon 6 AGT)
OV Iserlohn 4 (davon 2 AGT)
OV Halver 2 (davon 2 AGT)
Fahrzeuge OV Balve: 8
Logistik Treibstoff: rund 700 l Super, 100 l Diesel
Durchfluss Löschwasser max.: 8000 l/min
Verlegte B-Schläuche: ca. 6000 m
Verlegte C-Schläuche: ca. 2000 m
Feuerwehrzüge im Einsatz: 8
Drehleitern: 5
Versorgung: DRK (300 Gulaschsuppen, 600 Würstchen)
Einsatzkräfte gesamt: 420 (davon 50 Polizei)
Zivilschutzsignale:
Das Signal Gefahr (Alarm) besteht aus einem auf- und abschwellenden Ton von einer Minute Dauer und bedeutet unmittelbare Gefahr: schützende Räumlichkeiten aufsuchen (ein Auto bietet keinen ausreichenden Schutz), über Medien durchgegebene Verhaltensmaßnahmen befolgen und Radio einschalten.